Ich kann mich noch daran erinnern, als mir als Kind erklärt wurde, dass nach einer Kaiserschnittgeburt nur noch weitere Kaiserschnitte möglich seien. Zugegeben, das ist schon über 20 Jahre her, aber in meinem Kopf hatte sich das so eingebrannt, dass ich das auch als Erwachsener dachte. Erst in der Schwangerschaft von Krümelchen bin ich über den Begriff VBAC gestoßen. VBAC – das steht für vaginal birth after cesarion, also vaginale Geburt nach einem Kaiserschnitt. Etwas, womit ich mich damals in keinster weise beschäftigen wollte und es deswegen auch gekonnt ignoriert hatte. Immerhin war ich der festen Überzeugung, meinen Erstgeborenen natürlich auf die Welt zu bringen. Tatsächlich war es sogar so, dass ich kaum Kaiserschnittkinder kannte, das war in meinem Umfeld eher eine Rarität. Es kam wie es kam, Krümelchen wurde durch meine Bauchdecke geboren und die Folgeschwangerschaft war unmittelbar damit verknüpft. Ich musste mir von allen Seiten anhören, dass eine vaginale Geburt nach 18 Monaten ein zu großes Risiko sei. Ich würde mein Leben und das meines ungeborenen Kindes aufs Spiel setzen.
Lustigerweise haben mich die betreuenden Ärtze/ Ärztinnen/ Hebammen regelrecht ermutigt und unterstützt im Vorhaben, eine vbac anzustreben. Und nach ein wenig Recherche erkannte ich, dass dies auch gar keine Seltenheit ist, auch wenn es scheinbar stark vom richtigen Umfeld abhängt.
Nach Miniknübsis Geburt, die eine ganz gewöhnliche vaginale Geburt war, veränderten sich die kritischen Stimmen. Es war aber nicht die Mitfreude, die mich aufhorchen ließ, sondern die Gratulationen und Bewunderungen für „meine Leistung“. Ich dürfe stolz auf mich sein, ich habe Großartiges geleistet, man gratuliere mir… Hä? Stolz auf was? Ich habe wie Millionen Frauen vor ein Kind auf natürlichem Weg auf die Welt gebracht. Und ich habe wie unzählige Frauen vor mir aufgrund von Komplikationen einen Kaiserschnitt gehabt. Ich bin über beide Geburten froh, denn beide haben mir je ein Kind geschenkt. Ich hatte bei beiden Geburten Schmerzen und ich hab bei beiden Geburten sowohl gelitten als auch geweint vor Glück. Ja, ich wurde sogar bei beiden Geburten genäht 😄 Wenn auch bei einer etwas gravierender 😉 Der Kaiserschnitt aber war definitiv nicht die leichtere Variante. Ich hätte es auch nicht einfacher gehabt, hätte ich mich ein zweites Mal bei lebendigem Leib aufschneiden lassen. Ich bin nicht stolz auf meine vbac!
Ich bin froh. Ich bin froh über die zweite Geburt, die Tatsache, dass sie nicht in einem OP stattfand, dass ich keine weitere Operation hatte, dass ich gleich danach wieder topfit war. Aber ich weiß auch, dass es keine „Leistung“ von mir war, dass ich damit weder den schwereren noch dramatischeren Weg gewählt habe. Und ich weiß, dass ich die richtige Unterstützung, viel Vertrauen in mich und auch Glück hatte. Stolz ist hier in meinem Fall aber Fehl am Platz. Denn auch ein Kaiserschnitt wäre schmerzhaft gewesen… Denn auch ein Kaiserschnitt ist eine Geburt!
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